Alles außer SEO – Episode 3 – der Regelbrecher

Missing Planks, Mut, Metallstreben und ein Mann mit Rad

Diese Geschichte beginnt mit einem Sperrschild – und endet auf der anderen Seite der Angst. Ohne Planken. Aber mit Vertrauen. Manchmal reicht eine fehlende Holzbohle, um die eigene Komfortzone ins Wanken zu bringen. In meinem Fall war es eine halbe Brücke an der Breitach und mein Mann, der Regelbrecher.

Ich bin Regelbeachterin. Sperrung heißt: Da fährt man nicht.
Mein Mann sagt: „Lass uns mal schauen – vielleicht geht’s ja doch.“
Ich sage: „Da steht ein Schild.“
Er sagt: „Da steht vielleicht ein Schild.“ Und zack – sind wir unterwegs.

Da standen wir also vor dem, was mal ein Steg war – nur Metallstreben, keine Planken, links der Fels, rechts die Schlucht und der Fluß.

Schwarz-weiß-Foto einer zerstörten Brücke im Gebirge. Nur Metallstreben führen an einer Felswand entlang, der Weg ist gefährlich schmal und unvollständig.
Die Regelbrecher Route

Ich bin Team Umkehren.
Mein Mann ist Team: „Probier ich mal.“

Und er macht. Ohne großes Theater. Klettert mit dem Rad auf die Streben, schiebt, balanciert. Zweimal rutscht das Rad ab, nichts Schlimmes – aber ich halte die Luft an. Dann steht er drüben. Stabil. Gelassen. Grinst.

„Soll ich dein Rad rübertragen?“, fragt er.

Kein Druck. Kein „Jetzt stell dich nicht so an.“ Einfach ein Angebot.

Ich nicke. Und sehe zu, wie er mein Rad mit fast schon meditativer Ruhe auf die andere Seite bugsiert. Ich atme durch. Und dann gehe ich. Links entlang der Felswand. Rücken zum Abgrund, beide Füße auf dem Stahl, Konzentration, Körperspannung, kein Drama.
Nur ich – balancierend über das, was da ist – und klar schaffe das.
Ruhig, sicher, in meinem Tempo.

Was bleibt!

Die Planken haben gefehlt. Aber ich hatte Halt. Und Vertrauen.
Nicht in die Konstruktion – sondern in den Menschen, der vorangeht.

Kein Coaching-Manöver. Kein „Du schaffst das schon“.
Nur mein Mann der sagt: Ich geh mal vor. Und wenn du willst – helf ich dir rüber.

Und Du?

Vielleicht liegt da gerade auch so eine Strecke vor dir:
Nicht ganz fertig, nicht ganz sicher.
Du schaust drauf und denkst: „Nee, echt jetzt?“

Dann schau mal genau hin:
Wer ist da, der vorgeht?
Wer bietet an, dein Rad zu tragen?

Fehlende Planken sind nicht immer ein Hindernis.
Sie sind ein Moment der Entscheidung.
Und manchmal genügt eine Handbreit Stahl – wenn du weißt, wer dich auf der anderen Seite erwartet.

PS: Die Brücke ist echt. Das Bild auch. Und der Mann sowieso.


🌳 Alles außer SEO

Meine Essay-Serie über Haltung, Alltag und andere Ungereimtheiten.
Zwischen Werbebotschaften und Weltbeobachtungen.
Zwischen Augenzwinkern und Einspruch.
Garantiert ohne Suchmaschinenoptimierung und Fokus Keywords.

Mehr davon hier auf der Zeit:Insel.

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