Lösungsorientierung im Denken und Handeln: So stärkst du deine Resilienz

Genau darum geht es – kreative Lösungsorientierung im Denken und Handeln und die Frage, warum es manchmal sinnvoller ist, den Blick nach vorne zu richten und mit kleinen Schritten Lösungsansätze auszuprobieren. Iterativ, lernend, statt sich endlos in der Problemanalyse zu verlieren.

Wegweiser in felsiger Berglandschaft mit der Frage 'Problem oder Lösung?' – Metapher für die Entscheidung zwischen Problemorientierung und Lösungsorientierung.

„Don’t give me problems, give me solutions!“

Unbekannt

Diesen Satz hörte ich als junge Führungskraft von einem Top-Manager auf einer Konferenz. Zack – er setzte sich sofort in meinem Kopf fest und begleitet mich seitdem. Er wurde zu einem Leitsatz meiner beruflichen Laufbahn.

Vielleicht denkst du jetzt: „Aber man kann ein Problem doch nicht lösen, ohne die Ursachen zu verstehen.“ 

In diesem Blogartikel zeige ich dir, wie diese lösungsorientierte Denkweise deine Resilienz stärken kann. Du findest hier auch eine praktische Übung, die dir hilft, lösungsorientierter zu denken und zu handeln.

Begriff und Historie der Lösungsorientierung

Manchmal scheint das Problem wie ein unüberwindbarer Berg. Doch was wäre, wenn du den Blick nicht auf den Berg, sondern auf den Pfad richten würdest, der nach oben führt? Genau hier kommt die Lösungsorientierung ins Spiel.

Ein Blick zurück: In den 1970er Jahren arbeiteten die Therapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg mit Patienten in der Gesprächstherapie. Sie stellten fest, dass es hilfreicher war, den Blick nach vorn zu richten – auf Ziele, Wünsche und die nächsten kleinen Schritte – statt sich in den Verstrickungen der Probleme zu verlieren. Diesen Ansatz nannten sie SFBT (Solution-Focused Brief Therapy), also lösungsorientierte Kurztherapie.

In der Lösungsorientierung steht nicht das Problem im Mittelpunkt, sondern die Frage: „Was funktioniert?“ 

Diese Perspektive hilft, sich nicht in der Problemanalyse zu verlieren, sondern pragmatische und handlungsorientierte Lösungen zu finden. Statt nach den Ursachen eines Problems zu suchen, geht es darum, Schritt für Schritt nach vorne zu schauen und zu überlegen: „Was kann ich tun, um die Situation zu verbessern?“

Ein zentrales Werkzeug in der SFBT ist die Wunderfrage:

„Wenn über Nacht ein Wunder geschehen würde und dein Problem wäre gelöst – wie würde dein Leben anders aussehen?“ 

Diese Frage lenkt den Fokus auf eine mögliche, bessere Zukunft und öffnet Raum für kreatives, lösungsorientiertes Denken.

Gefangen in der Problemtrance

Der Begriff der „Problemtrance“, auf den ich bei meiner Recherche zu diesem Blogartikel gestoßen bin, gefällt mir besonders gut. Er verdeutlicht bildhaft, was das Problematische an der Problemorientierung ist. Trance bedeutet: ohne Kontrolle, dem Zustand irgendwie ausgeliefert zu sein.

Das passiert, wenn du dich dem Problem völlig hingibst und davon absorbiert wirst. Anstatt nach Lösungen zu suchen, verstrickst du dich in der Ursachenforschung und verlierst den Weg ins Handeln aus den Augen. Du denkst: „Weil das passiert ist, ist nun alles schiefgelaufen – und ich kann nichts ändern und es ist nicht meine Schuld.“

Sobald du bei der Schuldfrage angekommen bist, ist die Lösung oft meilenweit entfernt, und du kannst dich bequem zurücklehnen und deine Verantwortung abgeben.

Vielleicht denkst du jetzt: „Ja, aber man muss doch den Problemen auf den Grund gehen und Ursache und Wirkung verstehen!“ 

Das stimmt, aber manchmal ist der erste Schritt aus dem Schlamassel ein Schritt der Veränderung, der nicht alle Ursachen beseitigt, aber dennoch Erleichterung bringt.

Dies kann man mit einem Pflaster oder einem Kühlbeutel vergleichen, den man auf eine schmerzende Stelle legt, wenn ein blauer Fleck entsteht. Das Pflaster löst die Ursache nicht, aber es lindert den Schmerz.
Weniger Schmerz bedeutet weniger Stress – und das ist der Anfang des Weges aus dem Problem hin zur Lösung.

Praxistipp: Perspektivenwechsel zur Lösungsorientierung

  1. Problem identifizieren: Notiere das aktuelle Problem auf ein Blatt Papier. Beschreibe es in ein oder zwei Sätzen.
  2. Standpunkt wechseln: Stell dir vor, du wärst ein Berater – wie würde dieser Berater dir helfen? Was wäre sein erster Impuls?
    Schreibe drei mögliche Lösungsansätze auf, ohne lange nachzudenken.
    Die Ansätze müssen nicht perfekt sein – es geht darum, den Fokus auf Lösungen zu legen.
  3. Was, wenn…“-Fragen stellen: Nimm dir eine der Lösungen und stell dir folgende Frage:
    Was wäre anders, wenn ich diesen Schritt heute machen würde?“
    Notiere die möglichen positiven Folgen. Wiederhole das mit den anderen beiden Lösungsansätzen.
  4. Ins Handeln kommen:  Wähle eine der drei Lösungen aus und plane einen ersten kleinen Schritt, den du sofort umsetzen kannst – auch wenn er nur klein ist. Setze diesen Schritt innerhalb der nächsten 24 Stunden um.

Diese Übung hilft, den Gedankenstrudel zu unterbrechen und ins Handeln zu kommen. Der Wechsel der Perspektive und der Fokus auf konkrete Schritte löst den Blick aus der Problemverstrickung und setzt die Energie auf Veränderung.

Wieso ist Lösungsorientierung direkt mit Resilienz verbunden?

Resiliente Menschen haben eine besondere Fähigkeit: Sie sehen das Glas halb voll und bewerten die Situation mit einem realistischen Optimismus. Sie fragen sich bei Problemen: „Wie kann ich das Beste aus dieser Situation machen?“ Diese Haltung gibt ihnen die Kraft, den nächsten Schritt zu machen, auch wenn der Weg noch unsicher ist.

Resiliente Menschen sehen Herausforderungen nicht als Bedrohung, sondern als Gelegenheit, zu wachsen. Lösungsorientiertes Denken hilft dabei, aktiv nach vorne zu blicken, anstatt in der Krise zu verharren. Lösungsorientierung bedeutet, dass du deine Energie darauf verwendest, Antworten und Wege zu finden, anstatt in der Analyse und Überbewertung von Problemen steckenzubleiben. Dieser Perspektivwechsel eröffnet Handlungsspielraum und gibt dir das Gefühl der Kontrolle zurück.

Kultur der Problemzentrierung

In Westeuropa neigen wir eher zu einer problemzentrierten Denkweise – das ist zumindest meine persönliche Erfahrung. Wir sind sehr rational und analytisch, und bei einem Problem wollen wir unbedingt Ursache finden, zerlegen alles in seine Einzelteile, um auf des Pudels Kern zu kommen..

Wir untersuchen akribisch Wirkungsketten. Und stoßen dabei oft auf Fehler.

  • Wie konnte das passieren?
  • Warum hast du das nicht bedacht?
  • Wieso gab es keine Kontrollschleife?

Das ist eine schön strukturierte und logische Vorgehensweise, aber man muss aufpassen, nicht in diesem Modus stehen zu bleiben.

An dieser Stelle zitiere ich die drei Handlungsanweisungen des deutschen Psychologen Günter G. Bamberger:

  1. Kein Problem besteht ohne Unterlass – es gibt immer Ausnahmen, die genutzt werden können.
  2. Was funktioniert, sollte man häufiger tun.
  3. Kleine Schritte können zu großen Veränderungen führen.

Fazit

Lösungsorientiertes Denken ist ein aktiver Prozess, der regelmäßig geübt werden muss. Es ist wichtig, zu erkennen, wenn man gerade in einer Problemtrance gefangen ist, und sich dann systematisch mit kleinen Schritten daraus zu befreien.

Lösungsorientiertes Handeln macht uns nicht nur widerstandsfähiger, sondern auch kreativer und handlungsfähiger.
Mit jedem Schritt, den wir in Richtung Lösung gehen, lernen wir, wie wir auch schwierige Situationen meistern können. Das stärkt unsere Selbstwirksamkeit, unser Selbstvertrauen und damit auch unsere Resilienz.

Quellen und weiterführende Literatur

1. Steven de Shazer & Imsoo Kim Berg; „What works„, Journal of Family Therapy 1997

2. Ella Amann & Anna Egger: Micro-Inputs Resilienz, Manager Seminare Verlag 2017, S. 180-192

3. Günter Bamberger: Lösungsorientierte Beratung; Beltz 2022

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