Selbstwirksamkeit stärken: Ein Schlüssel zur Resilienz für Führungskräfte

Mit diesem Blogartikel endet meine fünfteilige Reihe zur Resilienz für Führungskräfte. Meinen persönlichen „Lieblingsfaktor“ der Resilienz habe ich mir für den Schluss aufgehoben: die Selbstwirksamkeit stärken.
Ich werde den psychologischen Hintergrund der Selbstwirksamkeit darstellen, ihre Verbindung zur Resilienz aufzeigen und zum Abschluss eine praktische Übung vorstellen.

Mein Zugang zur Selbstwirksamkeit kommt über das Wörtchen „wirken“ im Begriff „Selbstwirksamkeit“. Für mich erschließt sich Selbstwirksamkeit weniger durch den Vorsatz „Ich schaffe das“, sondern vielmehr dadurch, dass ich durch aktives Tun ins Spüren komme. Dann wird das Konzept lebendig und erfahrbar.

Wenn ich wirklich etwas (be-)wirken will, muss ich in Bewegung kommen, zur Tat schreiten und das direkte Erleben zulassen. Diese Verbindung zwischen „Tun“ und „Spüren“ macht Selbstwirksamkeit zur Quelle von Zuversicht und innerer Stabilität.

Jeder Schritt, den du gehst – und sei er noch so klein – führt zu einem ganzheitlichen Erleben, das sowohl dein Denken als auch dein Fühlen einbezieht. Genau dieses Gefühl von „Es geht – ich kann etwas bewirken“ ist für mich der Kern von Selbstwirksamkeit.

Theoretischer Hintergrund – Selbstwirksamkeit verstehen

Das Konzept der Selbstwirksamkeit (self-efficacy) geht auf den kanadischen Psychologen Albert Bandura zurück. Bandura stellte fest, dass Menschen mit einem hohen Maß an Selbstwirksamkeit Herausforderungen eher aktiv begegnen und zuversichtlich in ihre Fähigkeiten sind. Diese innere Überzeugung beeinflusst das Verhalten auf drei wesentliche Weisen: Zielsetzung und Ausdauer, Umgang mit Rückschlägen und Selbstregulierung. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit sind eher in der Lage, ihre Emotionen zu kontrollieren und Stress effektiv zu bewältigen.

Begrifflicher Exkurs – Self Efficiay versus Selbstwirksamkeit

„Selbstwirksamkeit“ hat im Deutschen eine Tiefe durch die Verbindung von „Selbst“ und „Wirken“. Diese Kombination transportiert den Sinn von „Einfluss haben“ und „etwas bewirken“ auf eine sehr persönliche Weise. Der Begriff ruft bei mir das Bild eines Menschen hervor, der aktiv gestaltet, beeinflusst und letztlich wirkt, also Spuren hinterlässt und etwas bewegt.
Im Englischen und in der Forschung Banduras lautet die korrekte Übersetzung „self-efficacy“. Für mich klingt das eher technisch und distanziert, da „efficacy“ im wissenschaftlichen Kontext primär die Fähigkeit beschreibt, ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen – etwa die Wirkung eines Medikaments. Das Wort „efficacy“ erscheint mir sehr abstrakt und theorielastig.

Etymologisch leitet sich „wirken“ vom mittelhochdeutschen „wërken“ ab, das ursprünglich „arbeiten, schaffen, hervorbringen“ bedeutete – also eine aktive Tätigkeit und nicht nur ein abstraktes Potenzial. Zusammen mit dem „Selbst“ entsteht ein großer Unterschied, da es das aktive Handeln und die innere Überzeugung betont:
Du hast nicht nur das Potenzial, etwas zu bewirken, sondern erlebst und gestaltest die eigene Wirkung direkt und selbstbestimmt.
Das „Selbst“ verbindet das Konzept der Wirksamkeit mit einem Gefühl von Kontrolle und Eigenverantwortung, und das macht es so bedeutungsvoll für deine persönliche Entwicklung.

Mir scheint, dass „Selbstwirksamkeit“ im Deutschen stärker auf das Tun und die tatsächliche Wirkung abzielt, während „self-efficacy“ primär auf die Fähigkeit fokussiert. Ohne das Tun bleibt jede Fähigkeit lediglich ein schöner Traum.

Die vier Quellen der Selbstwirksamkeit

Laut Bandura gibt es vier zentrale Quellen, die das Selbstwirksamkeitsempfinden beeinflussen:

Eigene Erfolgserlebnisse
Wenn du auf vergangene Erfolge zurückblickst, stärkt dies dein Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten. Diese Erfahrungen ermutigen dich, auch zukünftige Herausforderungen meistern zu können.

Beobachtungen bei anderen
Durch das Lernen von anderen, das Abschauen und Modifizieren erfolgreicher Strategien, kann deine Selbstwirksamkeit gestärkt werden. Vorbilder zu haben, gibt dir Orientierung und Motivation.

Verbale Überzeugung und Feedback
Positives, konstruktives Feedback spielt eine zentrale Rolle. Es stärkt dein Selbstvertrauen und ist ein wichtiger Baustein für deine Selbstwirksamkeit. Auch verbale Ermutigung schafft Ertüchtigung.

Emotionssteuerung
Wenn du dich von Emotionen überrollen lässt und keinen Abstand zwischen dir und deinen spontanen Gefühlen von Wut, Ärger oder Verzweiflung aufbauen kannst, ist es schwer, Selbstwirksamkeit zu entwickeln. Emotionsregulation, Selbstreflexion, Achtsamkeit und Selbstfürsorge sind daher wichtige Werkzeuge, um auch in stressigen Zeiten innerlich stabil zu bleiben und deine natürlichen Selbstzweifel in einen angemessenen Rahmen zu stellen.

Selbstwirksamkeit – der fünfte Resilienzfaktor für Führungskräfte

Ohne Selbstwirksamkeit fällt es schwer, Resilienz aufzubauen oder zu stärken. Resilienz beschreibt die Fähigkeit, mit Herausforderungen, Rückschlägen und Veränderungen umzugehen und daraus zu lernen, um wieder aufzustehen und weiterzumachen. Die Selbstwirksamkeit ist neben der Lösungsorientierung der Baustein für das Handeln – das Vertrauen in die eigene Fähigkeit und Kraft, schwierige Situationen aktiv zu gestalten und zu bewältigen.

Selbstwirksamkeit im Alltag von Führungskräften

Selbstwirksamkeit zeigt sich im Führungsalltag besonders in der Entscheidungsfreude. Wenn du dir deiner Selbstwirksamkeit bewusst bist, vertraust du deinen Ressourcen und kennst deine Fähigkeiten. In schwierigen Zeiten fällt es dann leichter, zielgerichtet zu handeln und ruhig zu agieren. Statt lange zu grübeln und zahllose Optionen abzuwägen, triffst du Entscheidungen schneller und mit mehr Überzeugung und schaffst in deinem Team Sicherheit und Klarheit.

Du kannst deine Selbstwirksamkeit durch gezielte Strategien stärken:

  • Planung (realisierbare Ziele setzen und aktiv gestalten),
  • positives Selbstgespräch (innere Kritiker zur Ruhe bringen und auf Stärken fokussieren)
  • Ressourcen aktivieren (Unterstützung und Feedback von Kollegen und Führungskräften).

Grau ist alle Theorie

Johann Wolfgang von Goethe

Übungen zur Stärkung der Selbstwirksamkeit

In meinem Verständnis geht es um das Umsetzen, also das Wirken. Ich stelle dir drei Übungen vor und und wie immer wechsle ich in den Trainingsraum der NATUR.

Spuren hinterlassen – Selbstwirksamkeit in der Natur erleben

Diese Übung in der Natur lässt Selbstwirksamkeit auf eine direkte und spürbare Weise erleben.
Begib dich an einen ruhigen Ort in der Natur, an dem du dich wohlfühlst, und nimm dir vor, dort eine kleine, positive Veränderung zu hinterlassen.

Das könnte ein kleiner Steinturm sein, den du aus gesammelten Steinen baust, ein Muster aus Blättern und Naturmaterialien, das deinen Weg markiert, oder ein selbst gelegter Pfad aus Tannenzapfen.
Nimm dir bewusst Zeit für jede Handlung und konzentriere dich darauf, was du gestaltest und bewirkst.
Am Ende betrachtest du die Veränderung und genießt für einen Moment das Gefühl, etwas durch dein Handeln sichtbar gestaltet zu haben.
Diese Übung macht Selbstwirksamkeit unmittelbar erfahrbar, indem du deine Spuren siehst und die Wirkung deines Tuns spürst. Das bewusst gesetzte Zeichen symbolisiert deinen inneren Einfluss und stärkt das Vertrauen in deine Selbstwirksamkeit.

Erfolgsjournal führen


Selbstwirksamkeit lässt sich durch eine regelmäßige Rückschau auf persönliche Erfolge stärken. Führe ein Erfolgsjournal, in das du täglich oder wöchentlich kleine und große Erfolge notierst. Schreibe auf, welche Herausforderungen du bewältigt hast und welche Schritte dir dabei geholfen haben. Das regelmäßige Festhalten von Erfolgen hilft, das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit zu stärken und schafft ein Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen. Mit der Zeit entsteht so eine Sammlung positiver Erfahrungen, die dir in herausfordernden Zeiten Sicherheit und Zuversicht geben kann.

Desktop-Detox

Selbstwirksamkeit durch digitale Ordnung am Laptop erleben. Für mehr Ordnung und Klarheit im digitalen Arbeitsumfeld sorgt diese Übung, bei der du deinen Laptop-Desktop aufräumst. Nimm dir fünf Minuten Zeit, um unnötige Dateien zu verschieben oder zu löschen und wichtige Dokumente in passende Ordner zu sortieren. Konzentriere dich darauf, am Ende nur noch die wichtigsten und meistgenutzten Dateien sichtbar zu haben, um einen klaren und strukturierten Desktop zu schaffen. Wenn du fertig bist, betrachte das Ergebnis und nimm bewusst wahr, wie viel geordneter und übersichtlicher der Desktop nun wirkt. Diese Übung verankert Selbstwirksamkeit im digitalen Alltag: Die sofortige Veränderung vermittelt ein Gefühl von Klarheit und Effizienz und zeigt, dass schon eine kleine, gezielte Aktion im digitalen Raum Wirkung und Struktur schaffen kann.

Fazit: Selbstwirksamkeit ist eine wertvolle Schlüsselfähigkeit für Führungskräfte

Als fünfter Resilienzfaktor für Führungskräfte ist sie die Basis für das Wissen und Vertrauen, dass du dein Leben aktiv gestalten kannst.
Die Fähigkeit, Herausforderungen bewusst anzunehmen und durch eigenes Tun sichtbare Spuren zu hinterlassen, stärkt das Vertrauen in die eigene Kraft und in das Erreichen von Zielen.

Für dich als Führungskraft ist Selbstwirksamkeit besonders wertvoll: Sie bildet die Grundlage für eine ruhige und zielgerichtete Entscheidungsfindung, selbst in schwierigen Zeiten. Wenn du dir deiner eigenen Wirksamkeit gewiss bist, entwickelst du langfristig Resilienz, Selbstbewusstsein und Führungskompetenz – und inspirierst andere, dasselbe zu tun.

Quellen und weiterführende Literatur

  1. Spektrum.de – Lexikon der Psychologie – Selbstwirksamkeit.
  2. Karierrebibel zur Konzept der Selbstwirksamkeit.
  3. Prof. Jutta Heller über Selbstwirksamkeit.
  4. Bild des Wassertropfens erstellt mit „freundlicher“ Unterstützung von OpenAI’s DALL-E durch ChatGPT

WER SCHREIBT HIER ?

🌳 Ich bin Dagmar, Business-Mentorin und Resilienztrainerin für junge Führungskräfte. Mein Coaching-Raum ist oft die Natur. 🌳
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